Plattform für eigene Szenarien
Der Schweizer Energiekonzern Axpo präsentiert sein Szenario in Form eines frei zugänglichen Online-Dashboards namens Power Switcher, mit dem Interessenten selbst gewählte Ausbauszenarien konfigurieren können. Zugleich lässt sich erkennen, ob das jeweilige Szenario die künftige Nachfrage decken kann oder wie viel Importe notwendig wären, um einen Blackout abzuwenden.
Realitätsszenario Axpo
Ausbau Erneuerbarer Energien
Aus technischer Sicht können erneuerbare Energien ausgebaut werden, sofern Bewilligungen und -Finanzierung sichergestellt sind. Zur Deckung der Nachfrage ist ein Ausbau von Photovoltaik auf 40 GW (38 TWh) bis 2050 unterstellt, bei dem die meisten Anlagen auf Dächern angesiedelt sind, weniger stark im alpinen Raum als Freiflächenanlagen. Für Windenergie wird bis 2050 ein Ausbau auf 3 TWh Erzeugung angesetzt, sofern sich Bewilligungen und Finanzierungen nicht deutlich verbessern, für Geothermie weniger als 2 TWh, insbesondere aufgrund von technologischen Restriktionen (Erdbeben, wärmeführende Schichten), für Biomasse zusätzlich 1 TWh. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft verbleibt auf heutigem Niveau, da die Annahme unterstellt ist, dass sich Ausbau und Verluste aus Restwassersanierungen aufheben.
Gas-to-Power mit CO2-neutralem Gas
Nach der Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke Gösgen und Leibstadt können Gaskraftwerkskapazitäten notwendig sein, um insbesondere im Winter die Stromnachfrage zu decken. Um Klimaziele einzuhalten, kann dazu CO2-neutrales Gas genutzt werden. Hier kommen Grün- und Synthesegase sowie grüner Wasserstoff in Frage. Im Szenario werden dazu 1,2 GW Leistung von Gas-to-Power-Anlagen hinterlegt.
Anstieg der Nachfrage trotz Effizienzsteigerungen
Die Dekarbonisierung von zusätzlichen Bereichen wie Elektromobilität, Wärmepumpen oder zur Erzeugung grünen Wasserstoffs führt zu einer steigenden Nachfrage nach erneuerbaren Energien. Zusätzlich führt die Bevölkerungsentwicklung zu einer Zunahme der klassischen Stromnachfrage (Beschreibung siehe Nachfrage – Stromnachfrage). Trotz angenommener Effizienzsteigerungen der technischen Geräte ergibt sich daraus bis 2050 ein stärkerer Anstieg der Stromnachfrage auf rund 88 TWh.
Kein Zubau von fossilen Kraftwerken in der Schweiz
Das Szenario unterstellt keine neuen fossilen Kraftwerke. Stattdessen wird die Stromnachfrage insbesondere im Winter durch Importe und Gas-to-Power Anlagen auf Basis CO2-neutralen Gases gedeckt, sofern dies notwendig sein sollte.
Wichtigste Eckdaten auf einen Blick
- Ausbau von Photovoltaik auf 40 GW bis 2050
- Ausbau von Wind auf 2 GW bis 2050
- Ausbau von Gas-to-Power-Anlagen synchronisiert mit dem Kernausstieg auf 1.2 GW in 2050
- Ausstieg Kernenergie nach 60 Jahren Laufzeit
- Rückgang bestehender fossiler Kleinkraftwerke entsprechend ihrer Lebensdauer
- Keine neuen fossilen Kraftwerke
- Gesamtstromnachfrage von rund 88 TWh in 2050
- Nachfrage durch Elektromobilität von 13 TWh in 2050
- Nachfrage durch Wärmepumpen von knapp 9 TWh in 2050
- Nachfrage durch Wasserstoffelektrolyse von 6 TWh in 2050
- Importe in die Schweiz werden zugelassen, Leitungskapazitäten orientieren sich an den Leitungsausbauplänen der europäischen Netzbetreiber (ENTSO-E)