Rafalel Stadelmann, Geschäftsführer von Solarmarkt im Interview mit der Firma Ernst Schweizer.
Herr Stadelmann, verstehen Sie, dass es immer noch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Solarenergie gibt?
Rafael Stadelmann: Nein. Irgendwo scheint die Sonne drauf und dann hat man Energie in seiner reinsten Form. Das ist doch wahnsinnig! Einfach mega cool! Trotzdem gibt es natürlich Gründe für die Zurückhaltung.
Und welche Gründe wären das?
Rafael Stadelmann: Die Leute denken immer noch, dass sie mit Photovoltaik Geld verdienen müssen, anstatt damit zu leben, dass sie viel Geld sparen können. Für mich unverständlich. Nach 10 bis 15 Jahren hat sich eine PV-Anlage auf einem Einfamilienhaus nur durch den Eigenverbrauch amortisiert. Und dann hat man nochmal zehn Jahre, in denen man sich die Stromkosten sparen kann – ganz zu schweigen von der Ökologie. Was will man mehr? Ich denke, es braucht da noch viel Aufklärungsarbeit. Aber Privathäuser sind nicht der einzige Bereich, in dem Potenzial brachliegt. Insbesondere bei den Industrie- und Grossanlagen müsste dringend etwas passieren.
Was hat es mit den Industrieanlagen auf sich?
Rafael Stadelmann: Das Traurige ist, dass wir zum Teil immer noch von Subventionen abhängig sind, weil der Strompreis künstlich sehr tief gehalten wird. Das ist doch verrückt: In der Schweiz ist alles teuer, ausser Strom. Deshalb rentiert eine PV-Anlage in erster Linie für den Eigenverbrauch, aber nicht unbedingt, um Strom einzuspeisen. Auf Industriehallen, die keinen oder kaum Eigenverbrauch haben, lohnt sich eine PV-Anlage deshalb nicht. Darum haben wir riesige, ungenutzte Dächer. Ohne diese Flächen werden wir die Ziele der Energiestrategie 2050 niemals erreichen. Deshalb braucht es dringend neue Anreize. Da ist die Politik gefragt. Schliesslich wollen wir die Solarenergie jedermann und jederfrau zugänglich machen. Dafür müssen wir grosse Flächen optimal nutzen. Ausserdem brauchen wir dringend Personal. Auch das ist eine grosse Herausforderung für die Branche.
Das sinnstiftende und dynamische Umfeld müsste doch scharenweise Leute anziehen. Wo liegt das Problem?
Rafael Stadelmann: Der Fachkräftemangel trifft den Solarbereich besonders schwer, weil das Ausbildungs- und Schulungsangebot noch nicht so gut ausgebaut ist.
Was fehlt den Ausbildungen?
Rafael Stadelmann: Der Sex-Appeal. Auf der Website der Solateure sehe ich als erstes jemanden, der eine Anlage montiert. Schade! Der Beruf hat so viel mehr zu bieten als das. Es geht um statische Berechnungen, um Strom, um Steuerung, um Vernetzung, um Elektromobilität und noch viel mehr. Ausserdem kann man sich in ganz verschiedene Richtungen weiterentwickeln, zum Beispiel Richtung Programmierung oder Planung. Vielen ist gar nicht bewusst, was Ihnen entgeht.
Wie lässt sich der Beruf attraktiver gestalten?
Rafael Stadelmann: Einerseits müssen wir seine Vorzüge bekannter machen. Aber wir brauchen auch die Unterstützung der Hochschulen. Wenn wir all unsere Inhalte in einen CAS oder MAS packen, bekommt der Beruf eine ganz andere Anziehungskraft. Für viele Elektroingenieure wäre das eine tolle Gelegenheit, um sich zu spezialisieren. Aber wir müssen uns natürlich auch an die eigene Nase fassen. Jeder Betrieb kann seinen Beitrag leisten.
Wie könnte der Beitrag der Unternehmen aussehen?
Rafael Stadelmann: Vor allem müssen wir auch Quereinsteigern eine Chance geben. Wegen Corona stehen im Moment viele Leute auf der Strasse, zum Beispiel Messebauer. Die sind sicher nicht ungeschickt und könnten sich entsprechend weiterbilden. Auch bei Solarmarkt haben wir viele Quereinsteiger, richtige Überzeugungstäter. Unser Marketingleiter ist Doktor der Biologie. Und viele technikaffine KV-Angestellte haben sich ein technisches Wissen aufgebaut. Sie steigen im Innendienst ein und entwickeln sich weiter in Richtung Technik, Verkauf, Marketing oder Betriebswirtschaft. Diese Durchlässigkeit finde ich ganz wichtig. Ich denke, das ist eine der Besonderheiten unseres Unternehmens.
Was macht die Solarmarkt GmbH sonst noch aus?
Rafael Stadelmann: Die Dynamik, die Handlungsfreiheit, die Eigenverantwortung. Und natürlich das Sinnstiftende. Die Leute sind motiviert und wollen etwas bewegen. Ich bin nach wie vor begeistert.
Welche Projekte begeistern Sie besonders?
Rafael Stadelmann: Wir verkaufen Riesenanlagen mit einer Leistung von mehreren Megawatt. Unsere grösste zusammenhängende Anlage bringt eine Spitzenleistung von 6,5 Megawatt. Das ist genial. Aber besonders stolz bin ich immer dann, wenn man eine Aufgabe mit dem Standardprodukt nicht mehr lösen kann. Deshalb habe ich an den kleinen Anlagen oft die grösste Freude. Das sind die kompliziertesten – aber auch die emotionalsten.
Zum Beispiel?
Rafael Stadelmann: Eigentlich ist Photovoltaik eine einfache Technologie. Aber wenn man eine abgelegene SAC-Hütte mit PV versehen will, damit sie das ganze Jahr über das Radio laufen lassen und ein Lämpchen einschalten kann, wird es viel komplexer. Neben der PV-Anlage braucht es Speicherbatterien, Lastabwürfe, Laderegler, detaillierte Einstrahlungsprognosen, spezielle Unterverteilungen und noch einiges mehr. Das ist die Königsdiziplin bei den Solaranlagen. Energie an abgelegenen Orten wird viel stärker wertgeschätzt. Sie ist nicht selbstverständlich wie aus einer Steckdose in der Stadt.
Warum arbeiten Sie mit der Ernst Schweizer AG zusammen?
Rafael Stadelmann: Das ist eine lange und sehr gute Partnerschaft. Der ehemalige Unternehmensleiter Hans Ruedi Schweizer war einer der Pioniere der Branche. Schweizer hat Produkte speziell für den Schweizer Markt entwickelt. Sie sind auf die Normen und hiesigen Gegebenheiten zugeschnitten. Bei vielen globalen Playern sind die Produkte für den weltweiten Markt optimiert, aber nicht für die Schweiz.
Was braucht ein Montagesystem, um am Schweizer Markt erfolgreich zu sein?
Rafael Stadelmann: Geschwindigkeit ist in der Schweiz extrem relevant. Handwerker sind nicht günstig, deshalb muss eine Anlage schnell auf dem Dach sein. Die Systeme von Schweizer sind sehr einfach und schnell zu installieren. Aber auch die Flexibilität ist sehr wichtig. Das ist bei Schweizer gegeben. Deshalb können wir Projekte umsetzen, die fast schon unmöglich erscheinen. Das macht einen besonders stolz.
Was denn für scheinbar unmögliche Projekte?
Rafael Stadelmann: Zum Beispiel eine Turnhalle in der Ostschweiz. Das Objekt ist aus Planersicht eine Katastrophe: Mit einem Fahrstuhlschacht und lauter Oblichtern, bekommt man mit einem herkömmlichen System kaum eine PV-Anlage auf so ein Dach – oder nur eine sehr kleine. Mit dem MSP Montagesystem von Schweizer konnten wir das Maximum aus der Dachfläche rausholen. Und obwohl man sieht, dass es eine komplexe Anlage ist, wirkt das Ganze erst noch sehr harmonisch.
Also würden Sie die Zusammenarbeit mit Schweizer empfehlen?
Rafael Stadelmann: Absolut. Und nicht nur, weil die Produkte überzeugen, sondern auch die Personen, die dahinterstehen. Wir haben gemeinsam Spass an der Sache und pflegen eine sehr gute und respektvolle Zusammenarbeit. Mehr kann man sich nicht wünschen.
Wie nutzen Sie privat Sonnenenergie?
Rafael Stadelmann: Wir haben eine Schrägdach-Anlage auf dem Haus und einen Speicher, mit dem ich nun in Kürze auch mein neues Elektroauto aufladen werde. Ich habe richtig Freude an der Anlage. Wir produzieren zuhause unseren eigenen Öko-Strom, mit dem wir nicht nur kochen, waschen und lesen oder fernsehen können, sondern jetzt dann auch noch Auto fahren. Einfach genial!